Die Asylberatung der Diakonie Allgäu feiert 35-jähriges Jubiläum:

Kurioses aus den Anfängen bis zu den Herausforderungen heute

Die Diakonie Allgäu feierte vergangene Woche ein Doppeljubiläum. Denn, so Vorstand Roland Hüber, gilt es nicht nur auf 35 Jahre tagtäglicher Pionierarbeit zurückzuschauen, sondern zugleich ist das Team des Arbeitsbereiches „Asyl & Migration“ inzwischen auf 35 Mitarbeitende angewachsen. Zufall oder Zeichen? Wenn man den Anekdoten von Klaus Hackenberg lauschte, als er bei der Feierstunde als „Mann der ersten Stunde“ die Biographie der diakonischen Asylberatung von ihrer ersten Geburtsstunde bis zum heutigen Tag nachzeichnete, konnte man eigentlich nicht anders, als doch an ein wundersames Wirken zu denken. Denn der Arbeitsalltag in der „Asyl-, Integrations- und Migrationsberatung“ ist mitnichten gekennzeichnet durch ruhige Gesetzmäßigkeiten, geschweige denn über Vorhersehbarkeit. Vielmehr gleicht das Tun in diesem Feld einem unermüdlichen Bemühen, einem wagemutigen Navigieren und Improvisieren - wo alles intensive Wollen und noch so kompetente Machen eben nicht immer ausreichen, sondern es im Letzten dann doch eine wundersame Fügung scheint, wenn Fluchtgeschichten und Einzelschicksale eine gute Wendung nehmen.

Kluge Entscheidung und imposantes Wachstum
In seiner Rede hob Vorstand Roland Hüber die Weitsicht des früheren Vorstands und Geschäftsführers der Diakonie Kempten - Wolfgang Grieshammer - hervor, als dieser im Jahr 1987 mit der „Flüchtlingsberatung“ einen neuen diakonischen Dienst ins Leben rief. Das war die Grundsteinlegung der Flüchtlingsarbeit, die heute innerhalb der Diakonie Allgäu zu einem hochvernetzten
eigenständigen Bereich mit vielen Beratungsangeboten und Initiativen angewachsen ist. Der ureigene diakonische Auftrag ist es, Menschen in Not zu helfen: „Diese Mission fand damals in der Asylberatung ein neues Einsatzfeld. Und das diakonische Ziel, das Leben von Menschen zum Guten, zum Gelingen zu führen, wurde in dieser 35jährigen Zeitspanne immer wieder fulminant erreicht“
betonte Hüber. Aber vergessen dürfe man nicht, wie alles begann. Klaus Hackenberg, damals schon Idealist und jungerwachsener Sturm-und-Drangler, bekam schließlich die Ein-Mann-Stelle und konnte nicht ahnen, was da alles auf ihn zurollen würde. Ausgestattet mit einem beneidenswert zupackenden Naturell, viel Selbstzutrauen, gesundem Pragmatismus und einer Portion Gewitztheit
wurde er zum „Leuchtstern für all jene, die sich im Leben verfahren. Und ohne Klaus Hackenberg wären wir als Diakonie Allgäu nicht dort, wo wir heute mit unserer Flüchtlingsarbeit stehen.“ Hinzukommen Hackenbergs hochprofessionelle Kompetenz und Expertise innerhalb des Asylsozialrechts. Hackenberg sei ein wandelndes Lexikon, ein atemloses Selbsterfahrungsbuch, aus dem er Tag für Tag selber schöpft und es Anderen zur Verfügung stellt. Die extrem herausfordernde Zukunft im Blick und zugleich mit großer Zuversicht in die treibenden Kräfte der Mitarbeitenden dankte Roland Hüber abschließend dem gesamten Team von „Asyl & Migration“ wie auch den Partnervertretern Caritas, dem Amt für Integration und der Ausländerbehörde der Stadt Kempten für die stets konstruktive gute Zusammenarbeit.

Asylverfahrensgesetz, Arbeitserlaubnisverordnung, Asylbewerberleistungsgesetz
Sperrige Begrifflichkeiten aus dem Beamten- und Behördenalltag, hinter denen sich Wirrnisse, Anekdoten besonderer Art, Lebensgeschichten verbergen. Klaus Hackenberg ließ bei seinem Vortrag hinter diese Begriffe schauen, und erzählte sehr plastisch von beispielhaften Episoden, die deutlich machten, dass es schon eine besondere persönliche Ausstattung und Resilienz braucht, um
in dem Dschungel aus Paragraphen - kurzum im Flüchtlingsalltag zu bestehen. Zudem zeichnete Hackenberg die Entwicklungsgeschichte seines „Ein-Mann-Büro“ bis heute nach, machte Station an entscheidenden Wegmarken. Einmal in der AZ als „Feuerwehr für Flüchtlinge“ betitelt, war Hackenberg tatsächlich zu den Hoch-Zeiten auch noch zu Vorträgen und Informationsveranstaltungen
in ähnlicher Einsatzgeschwindigkeit wie Frequenz unterwegs. Erst im Jahr 2015 bekam er dann Verstärkung über Anke Heinroth, heutige Leitung „Asyl & Migration“, weitere Kolleginnen und Kollegen und vor allen Dingen ehrenamtlich Engagierte stießen dazu. Nicht nur dieses rasante Wachstum innerhalb der letzten 8 Jahre ist bemerkenswert, sondern ebenso die neuen Projekte in der Begleitung
des Ehrenamts, TAFF (Therapeutische Angebote für Flüchtlinge), WoFa (Wohnen für alle) und der „fantastisch laufende Dolmetscherpool“ sowie die vielen Helferkreise und Einzelhilfen, so Hackenberg. Die Stärke des Teams von „Asyl & Migration“ der Diakonie Allgäu liegt in seiner enormen Anpassungsfähigkeit an die stets neuen Erfordernisse, in seinem Improvisationsgeist sowie beim Mut,
neue Wege zu gehen. Dieser extreme Spannungsbogen wird bleiben: Draußen in der Welt und deswegen auch drinnen in diesem einmaligen Team.

Die Feier war zugleich der Auftakt zur Veranstaltungsreihe „Engagiert für Integration“. Hier steht am 28. Oktober der Workshop „Paroli den Parolen!“ auf dem Programm. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen in den Treffpunkt, Oberösch 2, Kempten, von 10-14 Uhr. Referentin: Dipl. Päd. Maria Träger.